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Was wir selbst gegen Kopfschmerzen tun können


Bild: Marc Tirl/dpa/dpa-tmn

Die Nacht war unruhig, der Arbeitstag vollgepackt: Nur eine kurze Pause, fix ein belegtes Brötchen verschlungen, insgesamt viel zu wenig getrunken. Kennen Sie solche Tage? Und kennen Sie den brummenden, dröhnenden SchÀdel, der sich - spÀtestens zum Abend hin - dann meldet? 

Geht es um Spannungskopfschmerz, kann fast jede und jeder aus eigener Erfahrung mitreden. Hier gibt es Antworten auf die wichtigsten Fragen: 

Wie entstehen Kopfschmerzen ĂŒberhaupt? 

Was dabei ganz genau im Körper passiert, das wissen Forscherinnen und Forscher noch gar nicht. «Das Gehirn selbst ist schmerzunempfindlich. Es geht also eher um Strukturen rund ums Gehirn», sagt Prof. Ulrich Pulkowski, Chefarzt der Klinik fĂŒr Neurologie an der Schön Klinik Rendsburg. 

Der Begriff Spannungskopfschmerz legt nahe, dass eine schmerzhafte Verspannung von Kopfmuskeln die Ursache sein muss. Aber so einfach ist es nicht. Es wirken mehrere Mechanismen zusammen, sagt Frank Erbguth, PrÀsident der Deutschen Hirnstiftung. 

Eine Rolle etwa spielen die Schmerzrezeptoren, die in der Muskulatur von Hals, Nacken und Kopfhaut sitzen. Durch Ă€ußere UmstĂ€nde wie etwa Stress können sie aktiviert werden. «Dann schalten diese Schmerzrezeptoren auf Alarm und vermitteln das ans Gehirn», so Frank Erbguth. Wir empfinden also Schmerz. 

Passiert das an mindestens 15 Tagen im Monat ĂŒber einen Zeitraum von drei Monaten hinweg, gilt so ein Kopfschmerz als chronisch. TĂŒckisch daran ist, dass der Schmerz sich verselbststĂ€ndigen kann. «Die Filter fĂŒr die Wahrnehmung schmerzhafter Ereignisse im Gehirn werden mit der Zeit eher empfindlicher - und nicht robuster», erklĂ€rt Erbguth. So kann es dazu kommen, dass irgendwann schon vergleichsweise kleine Belastungen zu Spannungskopfschmerzen fĂŒhren.

Habe ich Spannungskopfschmerz - oder ist das schon MigrÀne? 

Der Kopf fĂŒhlt sich an, als wĂ€re er in einem engen Helm eingeklemmt. Oder als lĂ€ge darum ein eisernes Band, das sich enger und enger zuzieht. So beschreiben viele Menschen, wie sich Spannungskopfschmerz fĂŒr sie anfĂŒhlt. Dieser Kopfschmerz vom Spannungstyp, wie er in der Medizin genannt wird, tritt in aller Regel auf beiden Seiten des Kopfes auf. Er lĂ€sst sich als eher dumpf und in der IntensitĂ€t «leicht bis mittel» beschreiben, so Ulrich Pulkowski.

Anders ist das bei einer MigrÀneattacke: Dort sitzt der Schmerz in vielen Fallen nur auf einer Seite - links oder rechts. «Der Schmerz ist zum Teil stechend und klopfend - er ist drastischer», sagt Frank Erbguth. Oft pulsiert er regelrecht. 

WĂ€hrend es mit Spannungskopfschmerz oft noch möglich ist, einigermaßen durch den (Arbeits-)Alltag zu kommen, geht bei MigrĂ€ne meist gar nichts mehr. «Wenn Sie sich mit einer MigrĂ€ne körperlich anstrengen oder einfach nur eine Treppe hochgehen, haben Sie das GefĂŒhl: Es wird deutlich schlimmer», so Ulrich Pulkowski. Dazu erleben viele Betroffene Übelkeit und Lichtempfindlichkeit - so dass sie es nur in abgedunkelten RĂ€umen aushalten können. 

Bei einem Teil der MigrĂ€ne-Betroffenen kĂŒndigt sich der Schmerz durch eine sogenannte Aura an: Typisch ist dabei etwa ein Flimmern im Gesichtsfeld, das das Lesen schwer machen kann. Es können auch TaubheitsgefĂŒhle auftreten, etwa in den HĂ€nden oder im Gesicht. 

Ich habe akuten Spannungskopfschmerz: Was kann ich nun tun? 

Sie haben eine Vermutung, warum der SchĂ€del so dröhnt? Dann ist es im ersten Schritt sinnvoll, den Auslöser aus der Welt zu schaffen, rĂ€t Neurologe Frank Erbguth. Hat man zu wenig getrunken, ist ein großes Glas Wasser fĂ€llig. Könnte akuter Stress dahinterstecken, ist eine Pause angesagt. Ist der Nacken verspannt, kann etwas Bewegung oder eine kleine Dehn-Einheit Lockerung bringen und damit lindernd wirken. 

Und abgesehen davon? «Wissenschaftlich belegt ist, dass Pfefferminzöl an der SchlÀfe und auf der Stirn hilft», sagt Neurologe Erbguth. Es sollte sich um 10-prozentiges Pfefferminzöl handeln, am besten trÀgt man es dreimal im Abstand von je 15 Minuten auf die genannten Stellen auf. «Das brennt ein bisschen und dadurch wird dem Kopf ein neuer Reiz gesendet.» Vereinfacht gesagt, entscheidet das Gehirn: Ich beschÀftige mich mit diesem neuen Reiz und höre nicht mehr auf die Schmerzrezeptoren. 

Auch KĂ€lte kann helfen, etwa in Form einer kĂŒhlenden Kompresse im Nacken - das ist aber nicht wissenschaftlich belegt. «Es gibt auch Menschen, die gehen dann unter die kalte Dusche und sagen: "Das hilft wunderbar!". Anderen hingegen hilft eher WĂ€rme», sagt Frank Erbguth. Am Ende kommt es also auch darauf an, was einem der eigene Körper signalisiert. 

Wie sieht es mit Schmerztabletten aus? 

Paracetamol, Ibuprofen und AcetylsalicylsĂ€ure (ASS): Diese Wirkstoffe helfen bei Kopfschmerzen. Dröhnt der Kopf nur gelegentlich, gibt es aus medizinischer Sicht keinen Anlass, die ZĂ€hne zusammenzubeißen und sich die Schmerztablette zu verkneifen. Im Gegenteil: «Man sollte sie relativ frĂŒh nehmen. Je lĂ€nger man wartet, desto schwieriger kann es werden, auf den Schmerz Einfluss zu nehmen», sagt Ulrich Pulkowski. 

Sind Kopfschmerzen jedoch ein stĂ€ndiger Begleiter, ist ab einem gewissen Punkt Vorsicht angesagt, was Schmerzmittel angeht. «Wenn man sie an mehr als 15 Tagen im Monat einnimmt, droht MedikamentenĂŒbergebrauchskopfschmerz», sagt Frank Erbguth. Die Tabletten bringen dann als Nebenwirkung selbst Kopfschmerzen mit sich - Startpunkt fĂŒr einen Teufelskreis. 

Und was ist mit KombiprĂ€paraten, die einen oder mehrere Wirkstoffe mit Koffein kombinieren? Studien zufolge sind sie etwas wirksamer als die einfachen PrĂ€parate. Da sie jedoch mit mehr Nebenwirkungen einhergehen, gilt laut Ulrich Pulkowski: «Erstmal den reinen Wirkstoff nehmen - nur Ibuprofen etwa. Wenn man merkt, dass das nicht genĂŒgt, kann man auf die Kombination mit Koffein zurĂŒckgreifen.» Übrigens: KombiprĂ€parate mit Koffein sollte man nur an maximal 10 Tagen im Monat einnehmen, um keinen Übergebrauchskopfschmerz zu riskieren. 

Wann sollte ich zum Arzt oder zur Ärztin gehen? 

Ein stechender Kopfschmerz - mit einer Wucht, die Sie so noch nie erlebt haben? Das ist ein Grund, ihn Àrztlich abklÀren zu lassen. So wie alles, was in Sachen Kopfschmerzen untypisch erscheint, neu aufgetreten ist - oder was den Alltag stark einschrÀnkt. 

«Tritt MigrÀne nach dem 40. Lebensjahr zum ersten Mal auf, sollte man das zum Beispiel auch abklÀren lassen, das ist nÀmlich eher ungewöhnlich», sagt Ulrich Pulkowski. Auch bei LÀhmungserscheinungen und andere neurologischen AuffÀlligkeiten ist es sinnvoll, das GesprÀch mit dem medizinischen Profi zu suchen. 

So lÀsst sich ausloten, was man tun kann, um die Kopfschmerz-Situation zu verbessern. Infrage kommen zum Beispiel eine Prophylaxe mit bestimmten Medikamenten oder auch Psychotherapie, um besser mit dem Schmerz umgehen zu können. 

Wie kann ich Kopfschmerzen vorbeugen? 

Wer sich mit der Frage beschÀftigt, wie er oder sie Stress besser bewÀltigen kann, macht schon einmal einen wichtigen Schritt. «Wenig Schlaf, viel arbeiten, danach aber nicht entspannen - das ist eine Lebensweise, die Spannungskopfschmerz unterhÀlt», sagt Ulrich Pulkowski. Hier kann man ansetzen und mehr Ruhe und Entspannung einbauen. Etwa durch Verfahren wie die Progressive Muskelrelaxation, bei der man bestimmte Muskelpartien bewusst anspannt - und dann loslÀsst. 

Um Kopfschmerzen vorzubeugen, rĂ€t er zudem, regelmĂ€ĂŸig Ausdauer- oder Krafttraining zu machen. Mindestens 30 bis 45 Minuten an drei Tagen pro Woche kann man sich vornehmen. Auch hier spielt eine Rolle, dass man durch Bewegung den Stress besser loslassen kann - und damit die HĂ€ufigkeit von Kopfschmerzen verringern kann. 


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(04.09.2024)


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